Finances "Weekly Specials"

Hypotheken – einfach ist besser als komplex

ANETTE JOSWIG: Hypotheken – einfach ist besser als komplex

Ein Haus oder eine Eigentumswohnung kaufen erfordert Zuversicht und meistens auch noch eine Hypothek. 

30 Jahre später ist man mehr als froh, den Mut zum Zupacken gehabt zu  haben. Die Hypothek begleitet uns treu durch das ganze Leben und regelmässig gilt es, die Bedingungen neu mit der Hausbank auszuhandeln. Beim Thema Hypotheken kreisen wir immer um die gleichen Fragen: 

Abzahlen oder nicht? Aufteilen? Lang-oder kurzfristig? 

  1. Nur wenn man sein freies Kapital so investiert, dass es mehr bringt, als die Hypothek kostet, ist es vernünftig, die Schuld beizubehalten. Der unbeliebte und steuerlich immer wieder als Vorwand gebrachte Eigenmietwert hat damit nichts zu tun. Ich habe kürzlich zwei krasse Beispiele erlebt. Im ersten Fall wollte man seine LIBOR-Hypothek aus steuerlichen Gründen nicht abbezahlen und hielt dafür einen sicheren LIBOR-Fonds im Depot (keine Aktien, da risikoscheu!!). Das ist Geldvernichtung, denn die LIBOR Hypothek ist teurer als der sichere LÏBOR-Fonds, Depotgebühren noch nicht berücksichtig! Im zweiten Fall wurde die Hypothek verlängert, „weil man einfach eine hat“. Das freie Geld liegt auf einem Sparkonto, da ebenfalls risikoscheu. Die Bank freut sich. 
  2. Hypothek nie abzahlen, weil wir im Alter das Geld brauchen? Ein schlechter Rat. Warum soll ich mich jahrelang falsch finanzieren und  im Alter riskieren, dass die Bank sowieso eine Reduktion fordert?
  3. Eine Hypothek auf jeden Fall aufteilen, um das Zinsrisiko zu streuen? Damit werden Sie sehr unflexibel. Am besten ist eine LIBOR Hypothek, weil kurzfristige Zinsen immer tiefer als langfristige Zinsen sind, ausser im Falle einer wirtschaftlichen Überhitzung mit Inflationsgefahr. Dann erleben wir zeitweilig tatsächlich eine inverse Zinskurve. Selten bis nie erwischen Sie aber einen Tiefstpunkt für zehnjährige Hypotheken, der über den ganzen Zeitraum den LIBOR Satz kompensiert. Ich anerkenne zwar das Argument „Planungssicherheit“ – aber besser zahlt man mit den eingesparten Zinsen die Hypothek ab. 
  4. Bei Obligationen gibt es den Begriff Duration. Eine sehr gute Erklärung finden Sie auf der Homepage von SIX Swiss Exchange, falls Sie das Thema vertiefen wollen. Duration misst das Zinsänderungsrisiko einer Obligation. Je nach Coupon und Laufzeit kann man mit einer einzigen Obligation die Duration eines ganzen Obligationenportefeuilles nachbilden. Wenn Sie nun Ihre Hypothek in drei Tranchen beispielsweise teilen, haben Sie auch ein  „Portefeuille“. Bitten Sie Ihren Berater, die Hypothek nicht zu unterteilen, sondern Zins (=Coupon) und  Laufzeit für die vorgeschlagene „Duration“ entsprechend für nur eine Hypo-Tranche anzupassen. Eine Hypothek ist schliesslich auch nur eine Art Obligation.
  5. Aktienmärkte bleiben attraktiv bis zum nächsten grossen Hammerschlag von dem niemand weiss, wann er kommt und wie lang die Erholung dauert. Darum finde ich es vernünftig, einige Börsengewinne für die Reduktion der Hypothek einzusetzen. Ein Stückchen Heimat mehr, ein paar Schulden weniger…Das kann nicht falsch sein.

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